Delattinia News

Erstnachweis des "Efeuwicklers" Clepsis dumicolana im Saarland

Datum: 

24.05.2011

Ort: 

Kirchenstraße 15, Dudweiler

In Dudweiler, Kirchenstraße 15, bei Thomas Müller und in der unmittelbaren Nachbarschaft wurde am 24.05.2011 an einer mit Efeu bewachsenen Hauswand ein starker Befall des Efeus mit dem "Efeuwickler" Clepsis dumicolana festgestellt.
Bei einer Besichtigung des Schadens konnten in kurzer Zeit an einer kleinen Stelle des Efeubewuchses über 20 Exemplare gefangen werden. Rechnet man diese Anzahl auf den kompletten Bewuchs hoch, könnte man leicht auf über 100 Individuen gelangen.
Es war davon auszugehen, dass in der gesamten Nachbarschaft an ähnlichen Stellen weitere Vorkommen vorhanden sind, was eine kurze Kontrolle ein paar Häuser weiter sogleich bestätigte. Nach Aussagen der Familie Müller wurde der Falter erstmals 2008 wahrgenommen, ohne jedoch zu wissen um welche Art es sich handelte bzw. welchen Schaden dieser Wickler anrichten kann. Möglicherweise ist er aber auch schon ein der zwei Jahre vorher vor Ort gewesen, ohne dass es jemand bemerkt hat, da ja der Erstnachweis für Deutschland von DIETGER HAUSENBLAS am 22. September 2006 in Stuttgart (Baden-Württemberg) erbracht wurde.

Sollten Sie den Falter auch an ihrem Efeu beobachten, bitte bei uns melden !

Karte

Literatur: 

HAUSENBLAS, D. (2007): Clepsis dumicolana (ZELLER, 1847) — ein neuer Wickler für die Fauna Deutschlands (Lepidoptera: Tortricidae). — Entomologische Zeitschrift 117 (2): 67-70.

Autor(en): 

A. Werno

Tags: 

Ungewöhnlich früher Beginn der Vegetationsperiode im Jahr 2011

Datum: 

18.04.2011

Ort: 

Reinheim

Anlässlich vorbereitender Arbeiten für eine Diplomarbeit zu einem Naturschutzthema hatte ich heute mal Gelegenheit, begleitet von Dr. Niels Gepp vom LUA, von Anita Naumann vom Biosphären-Zweckverband und von unserem Praktikanten Rolf Ziegler in den Bliesgau zu fahren. Obwohl es sich ja schon seit Wochen abzeichnet: Ich kann mich nicht erinnern, dass an einem 18. April die Natur jemals schon so weit fortgeschritten war.

Zunächst zu den Pflanzen:

Orchis mascula und O. morio sind überall in Vollblüte, Orchis ustulata bei Habkirchen fast in Vollblüte, in der Badstube am Aufblühen. Orchis simia ist in Vollblüte (Foto); dazu blüht Orchis purpurea auf; von Himantoglossum hircinum, Neottia nidus-avis und Listera ovata sieht man die Knospen. In der Badstube sind Polygala calcarea und P. amarella voll aufgeblüht. In Habkirchen-Willerklamm blühen die erste Esparsette und der erste Hornklee. In Reinheim/Lohe West dann ein ganz persönliches Highlight: Eine kleine Population des Sumpf-Löwenzahns (Taraxacum Sect. Palustria; Foto 1); die genaue Artbestimmung muss ein Spezialist vornehmen. Der Sumpf-Löwenzahn war übrigens bereits abgeblüht.

Zur Fauna:

Baumpieper und Klappergrasmücke rufen an vielen Stellen. Und die Feldgrillen sind rufaktiv. Schmetterlinge sind nicht gerade in Mengen unterwegs, man sieht aber Arten, die man sonst erst im Mai findet. Heute waren es z. B. der Rote Puzzlefalter (Spialia sertorius) und der Esparsetten-Bläuling (Polyommatus thersites) bei Habkirchen.

(Anmerkung A. Staudt: Auch im zentralen Teil des Saarlandes ist die Orchideenblüte dieses Jahr besonders früh. Am 16.04.2011 befand sich z.B. das Orchis morio-Vorkommen im NSG "Unterer Klapperberg" bei Lebach/Steinbach bereits in Vollblüte. Das sind ca. 2-3 Wochen vor dem langjährigen Mittel.)

Erste Nachweise des Kleinschmetterlings Psychoides verhuella im Saarland und Umgebung

Datum: 

20.02.2011

Ort: 

Bardenbach

Erste Hinweise, dass diese Art auch im Saarland vorkommt, gehen auf den letzten November zurück, als mir bei einem Besuch des Hirschzungenfarn-Vorkommens zwischen Bardenbach und Büschfeld Fraßschäden an den Farnwedeln auffielen, die man mit großer Sicherheit Psychoides verhuella zuordnen konnte (vgl. Foto 2). 

Bei einem Besuch des Serriger Tals westlich Serrig (auf der linken Saarseite nördl. der Siedlung Staadt) fielen mir nun (19. Feb. 2011) braun verfärbte Fiederblättchen an einem Farnstock des Braunstieligen Streifenfarn Asplenium trichomanes auf, die mich zur näheren Musterung animierten. Auf den Blattunterseiten befanden sich vergleichsweise auffällige "Riesensori", die Tarndecken der Raupen. Wenn man etwas Geduld aufbringt, kann man sehen, dass sich die Riesensori bewegen und dabei der Kopf der Raupe am Rande gelegentlich auftaucht. 

Aufgrund dieser Beobachtungen unternahmen A. Werno und ich gleich am nächsten Tag (20. Feb. 2011) eine Kurzexkursion zu den Bardenbacher Felsen, wo wir nach einiger Suche ebenfalls Raupen von Psychoides verhuella fanden. 
Ein Besuch des kleinen, nordexponierten Felsens am Westrand des Hammelsbergs bei Apach bzw Perl(der Felsen liegt im Saarland) mit seinem großen Vorkommen des Hirschzungenfarns erbrachte ebenfalls einen Raupenfund. Fraßschäden waren dagegen vergleichsweise häufig zu sehen (11.03.2011).

23.03.2011: Nachweis von Raupen auch am Stromberg-Nordhang südl. Schengen/Lux.. Das dortige Hirschzungenfarn-Vorkommen ist noch um etliches größer als am Hammelsberg auf der anderen Moselseite. (Bildnachweis "Schengen")

Erster Fund der Ritterwanze Lygaeus equestris im Saarland

Datum: 

28.08.2010

Ort: 

Honzrath-Hellwies

Obwohl die Ritterwanze in der Großregion allgemein verbreitet ist, stand der Nachweis für das Saarland bisher noch aus.
Dies liegt sicherlich nicht an einer ungenügenden Bearbeitungsintensität. Die relativ große und sehr auffällige Art wäre sicherlich schon einem der entomologisch interessierten Besuchern der saarländischen Halbtrockenrasen aufgefallen, wenn sie hier beständige Vorkommen besitzen würde. Dies ist aber offensichtlich nicht der Fall. Auch ich habe die Art, die mir von den lothringischen Halbtrockenrasen her bestens bekannt ist, noch nie im Saarland beobachtet.
Die Situation in Luxemburg ist ähnlich. Auch dort wurde die Art schon seit fast einem Jahrhundert nicht mehr beobachtet. 2009 wurde die Art auch in Luxemburg wiedergefunden (SCHNEIDER 2010).

Nun gelang der erste Nachweis im Saarland an etwas ungewöhnlicher Stelle. Am 28. August 2010 fing ich das unten abgebildete Exemplar auf einem Sandtrockenrasen bei Honzrath-Hellwies. Die typischen Pflanzen, an denen die Tiere üblicherweise zu finden sind, nämlich Schwalbenwurz oder Adonisröschen, gibt es dort selbstverständlich nicht.

Vor ca. 25 Jahren wurde von DECKERT (1985) erkannt, dass es sich bei unserer Ritterwanze um zwei verschiedene Arten, Lygaeus equestris und Lygaeus simulans, handelt. Die Unterscheidung ist mit Hilfe des Genitals und der Behaarung am Scutellum möglich. Die Behaarung läßt sich mit einer Botanikerlupe im Felde beurteilen. 
Bei dem in Hellwies gefundenen Exemplar handelt es sich um ein Weibchen von Lygaeus equestris (det. & Coll. KALLENBORN).

Literatur: 

Deckert, J. (1985): Über Lygaeus simulans spec. nov. und L. equestris (LINNAEUS, 1758), zwei nahe verwandte paläarktische Lygaeinae (Heteroptera, Lygaeidae). - Mitteilungen Zoologisches Museum Berlin 61: 273-278.
Rabitsch, W. & Deckert, J. (2007): Die Ritterwanze Lygaeus equestris LINNAEUS, 1758 (Heteroptera: Lygaeidae) - das Insekt des Jahres 2007. - Beiträge zur Entomofaunistik 8 (2007), 212-218.
Schneider, N., 2010. Découverte de Leptoglossus occidentalis Heidemann, 1910 et redécouverte de Lygaeus equestris (L., 1758) au Luxembourg (Insecta, Hemiptera, Heteroptera). Bull. Soc. Nat. luxemb. 111 : 115-116.

Autor(en): 

A. Staudt

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