Delattinia News

Das letzte Vorkommen des Aufgeblasenen Fuchschwanzgrases Alopecurus rendlei in Deutschland befindet sich im Wiesengelände zwischen Hülzweiler u. Schwalbach.

Datum: 

11.05.2005

Ort: 

Hülzweiler
   

Anlässlich der Freilandarbeiten zur Neufassung der Roten Liste Pflanzen haben mehrere Botaniker in den letzten Jahren nach dem Aufgeblasenen Fuchsschwanz in den Hülzweiler Wiesen gesucht und schließlich gelang im Jahr 2004 Jörg Morlo der Wiederfund an zwei Stellen des Gebietes.
Am 24. April 2005 konnte Franz-Josef Weicherding den Fund bestätigen. Nach E. Sauer hat es auch einmal eine Stelle sehr nahe am Schachenbach gegeben. An der ursprünglichen Fundstelle von Dr. Stephan Maas konnte die Art nicht wiedergefunden werden. Wahrscheinlich muss ihr Verschwinden dort auf die deutliche Nutzungsintensivierung in dieser Parzelle zurückgeführt werden.
Die aktuelle Fundstelle liegt in einer Feuchtwiese, die das weitläufige Wiesengelände in Nord-Süd-Richtung durchzieht und die durch einen ansehnlichen Bestand des Breitblättrigen Knabenkrauts, Dactylorhiza majalis, gekennzeichnet ist. Der Bestand des Aufgeblasenen Fuchsschwanzes ist ca. 2 Ar groß.

Gefährung: Die Art wird in Deutschland als "stark gefährdet" (Gefährdungskategorie 2) eingeschätzt. Angesichts der Tatsache, dass es aktuell nur noch diesen einen Bestand in der Hülzweiler Wiese gibt, der z.B. durch Nutzungsintensivierung, oder auch einfach durch zufällige Ereignisse, jederzeit erlöschen kann, erscheint die Einstufung "Vom Aussterben bedroht" (Gefährdungskatergorie 1) eher angemessen.
 

HAFFNER (1964) schreibt zur Verbreitung in der Region:
Im ganzen Saarland fast vollständig verschwunden. Kann auch übersehen werden. Zuletzt (1934) im Primstal zwischen Nalbach und Diefflen. Nach SCHULTZ "Feuchte Wiesen auf Mergel und Lehmboden in den Saargegenden, besonders häufig um St. Johann und Saarbrücken. Früher sehr häufig zwischen Pfalzburg und Saarburg in Lothringen. Vermutlich adventiv früher bei Zweibrücken (BRUCH)". Nach ANDRES "Feuchte, fruchbare Wiesen bei Trier, Igel, Wasserbillig, Saarbrücken, Saarlouis, Bliesgebiet". Nach WIRTGEN "Auf Wiesen im oberen Saar- und Bliestal". Nach ROSSBACH "Auf feuchten Wiesen im Ganzen selten, doch stellenweise in großen Massen und dann schon in der Ferne durch seine mehr graue Farbe im gewöhnlichen Grün der Wiesen sich bemerkbar machend". Hinter Nells-Ländchen, nach Ruwer zu, am Math. Sauerbrunnen, sehr häufig zwischen Könen und dem Wege von der Konzer Brücke nach Reinig, vor Sivenich, hinter Pallien, zwischen Euren und Zewen, am Moselufer unterhalb Igel, an der Straße von Wasserbillig nach Mompach. Nach BUSCH noch 1938 ziemlich häufig bei Thalfang. M. SCHÄFER (1826) in Trierischer Flora. "Ich fand dieses seltene Gras am rechten Wiesenrande hierher Könen."
In Luxemburg nach REICHLING (1949): Route Hollerich-Merl, 1935; Route Plankenhof-Lintgen, 1948; Route Mompach-Wasserbillig, 1949; die Pflanze wird wohl auch noch im Trierer Raum zu finden sein.
GODRON gibt für Lothringen zahlreiche Fundstellen an. Die meisten liegen im Moseltal. So über Metz bis Hayange. Südlich im Maastal bei Neufchateau. Nach BARBICHE und BENOIT in Lothringen: ziemlich selten auf feuchten Wiesen (1870). So Thionville, reichlich in der Umgebung von Vitry, de Cloange, de Villers-les-Rombas de Pierrevillers, Rechicourt, Hattigny, Ückange, Florange, Sorbey, Moncheux (1929).

Weicherding konnte in einigen Herbarien folgende Belege aus der Region einsehen:

HERBARIUM MÜNCHEN:
Anonymus, Saarwiesen zu Saarbrücken (sehr alter Beleg)
coll. Spitzel, Zweibrück (sehr alter Beleg)
Koch, 1823, Zweibrücken
Wirtgen, Saarbrücken
Anonymus, 28.05.1917, Freiberg, Wiese links der Mondorfer Straße östlich der Wegkreuzung Oberesch-Mondorf-Diersdorf-Birringen
, 27.05.1919, Wiese bei Blieskastel
Anonymus, 1820, Saarbrücken, dans le trias de bassin (2x)

HERBARIUM F.d.S.:
Hübschen, Sauer & Rosinski, 29.05.1980, Primswiesen zwischen Bilsdorf und Körprich, 6606/1215
E. Sauer, 19.05.1984,Wegrand und feuchte Wiese am südlichen Ortsrand von Hülzweiler, 6606/435

HERBARIUM B.f.N.:
Löhr, 1837, Pers., Auf Wiesen an der Obermosel, Fl. v. Trier

GENERAL-HERBARIUM SAAR.:
Petry, Cultur-Ingenieur in Zabern (Elsass), 15.Mai.1883, In pratis humidis prope Rieding (Lothringia)
(Das Dorf heißt heute Réding und liegt zwischen Sarrebourg und Zabern)
E. Sauer, 01. Mai 72, Hinsingen südlich Sarralbe
(Hinsingen liegt genau auf der Grenze zwischen dem Elsaß und Lothringen)

   

Literatur: HAFFNER, P. (1964): Pflanzensoziologische und pflanzengeographische Untersuchungen in den Talauen der Mosel, Saar, Nied, Prims und Blies. In: KREMP. W. [Herausg.] (1964): Untersuchungsergebnisse aus Landschafts- und Naturschutzgebieten im Saarland. - Naturschutz und Landschaftspflege im Saarland, Band 3.

Autor(en): 

F.-J. Weicherding, A. Staudt

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Im Moselgau (bei Perl) präsentiert sich derzeit der Steinsamen-Wald in voller Blütenpracht

Datum: 

01.05.2005

Ort: 

Moselgau
Lithospermum purpurocaeruleum
   
Lithospermum purpurocaeruleum

Der Blaurote Steinsame Lithospermum purpurocaeruleum (= Buglossoides p.) ist eine Charakterart der "Wärmeliebenden Flaumeichenwälder" (Lithospermo-Quercetum) im ozeanischen Bereich Mitteleuropas.
Die Standorte bei Perl entsprechen zwar den entsprechenden Beschreibungen für diese Pflanzengesellschaft:
"... basenreiche, sehr flachgründige und trockene Sonnhänge",
dennoch sind die aktuellen Beständen bei Perl sicherlich nicht als postglaziale Wärmezeit-Relikte zu betrachten. Möglich erscheint aber, dass sie bereits aus einer Zeit stammen, als die Hänge noch nicht als Hochwald mit Rotbuchen in Nutzung waren.

Flächige Bestände gibt es im Saarland nur bei Perl. Einzelpflanzen sind auch an den Hängen der Nied zu finden, insbesondere am südexponierten Prallhang in der großen Niedschleife bei Niedaltdorf.

(A. Staudt)

 

Thomas Schneider teilt weitere Details zu Vorkommen des Steinsamen in der Region mit:

"...ganz recht, so flächige Bestände vom Steinsamen gibt es sonst im Saarland nicht. Aber direkt an der Grenze an den Hängen zur Nied im Grafenthal, liegt ein Bestand, den schon Haffner in den 1930er Jahren kannte, der noch weitaus größer ist, als das (heutige) Vorkommen im Köhlenbüsch. Auch hier finden sich in einem wärmeliebenden Eichen-Buschwald (=Lithospermo-Quercetum, heute auch als Synonym zum Galio-Carpinetum betrachtet) neben Lithospermum zahlreiche weitere wärmeliebende mediterran-submediterrane Arten, wie Orchis purpurea, Viola alba oder als Besonderheit der Violette Dingel (Limodorum abortivum).
Ähnlich kannte ich noch 1978 den Köhlenbüsch, bevor die gezielte Umwandlung von einen Eichen-Niederwald in einen Buchen-Hochwald durch partiellen Kahlschlag und Aufforstung betrieben wurde".

 

Autor(en): 

A. Staudt, Th. Schneider

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Fund einer Gelbwangenschildkröte (Trachemys scripta scripta) am Bur-Bach bei Von der Heydt

Datum: 

02.04.2005

Am 02. April 2005 gelang der Naturfotografin Katja Eberhard (www.katja-eberhard.de) dieser Schnappschuß an der Weiheranlage im Bur-Bachtal nördlich Von der Heydt. Offenbar beeinflussen die Gesetze des Marktes (Tierhandel) selbst ein noch vergleichsweise unberührtes saarländisches Waldtälchen.
Nachdem der Handel mit Rotwangenschildkröten eingeschränkt wurde, müssen wir jetzt offenbar mit einem verstärkten Auftreten der Gelbwangenschildkröte in den heimischen Stillgewässern rechnen.

Autor(en): 

A. Staudt, K. Eberhard

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Der Schriftfarn, Asplenium ceterach L., neu im MTB 6707 Saarbrücken und einige Bemerkungen über die Verbreitung des Schriftfarns

Datum: 

01.02.2005

Ort: 

Ensheim

DELATTINIA-Mitglied Josef Opalla aus Ensheim fand bei einer Exkursion im Februar 2005 im Bereich der ehemaligen Stahlhütte in Saarbrücken-Burbach, dem heutigen Gewerbegebiet Saarterrassen (MF 6707/413), ein kleines Vorkommen des Schriftfarns.

13 Pflanzen wachsen, verteilt über ca. 2 qm Fläche, in den Fugen einer 2 m hohen, südexponierten Mauer aus Hochofenschlacken- Bruchsteinen. Vergesellschaftet sind sie mit zahlreichen Mauerrauten (Asplenium ruta-muraria) und einer einzelnen Steinfeder (Asplenium trichomanes ssp. quadrivalens). Ein Sommerflieder (Buddleja davidii) der aus einer Mauerfuge herauswächst bedeckt bereits 30% der Fläche.
Asplenium ceterach
Bild 1: Asplenium ceterach, rechts unten im Bild Asplenium ruta-muraria und Buddleja davidii

 

Im Stadtverband Saarbrücken existieren noch 2 Fundstellen des Schriftfarns, in St. Johann (6708/321) und Bliesransbach (6808/231). Beide tragen aber jeweils nur eine einzelne Pflanze. Bei SAUER (1993) gab es im Stadtverband noch keine Nachweise.
Mit jeweils über 100 Stöcken weit individuen-reicher sind Vorkommen im Bliesgau (Reinheim, Wolfersheim) und in Zweibrücken im pfälzischen Westrich.

Trotz relativ hoher Messtischblattfrequenz (Nachweis in 16 von 33 TKs 1:25000 mit saar-ländischem Gebietsanteil) ist der Schriftfarn eine sehr seltene Art im Saarland. Von den 40 Minutenfeldnachweisen im Kartiergebiet liegen lediglich 16 im Saarland selbst, 14 davon in den westlichen, südlichen und südöstlichen Landesteilen. Sehr selten ist der Schriftfarn im nördlichen Saarland.
Im Jahr 2002 fand A. Bettinger 2 Stöcke an einer Mauer in Steinberg-Deckenhardt (6408/413, Kreis St. Wendel).
S. Caspari fand 1997 ein Vorkommen auf basenreichen Vulkanitfelsen am Schlossberg bei Büschfeld (6507/113), der einzige Nachweis im mittleren Landesteil. Dem östlichen Landesteil fehlt Asplenium ceterach gänzlich. Auch fehlen Nachweise im Bereich des saarländischen Moselabschnitts. Dort sind in unmittelbarer Grenznähe in Lothringen und Rheinland-Pfalz Fundstellen vorhanden (HAFFNER 1988).

 
Alle Schriftfarnvorkommen im Saarland, außer dem am Büschfelder Schlossberg, wachsen an Mauern. Knapp außerhalb des Saarlandes, an der Unteren Saar und im Nahetal ab Hoppstädten sind Vorkommen an Felsen sehr verbreitet.

Bei einem 2-stündigen Besuch in Bernkastel-Kues im Jahr 1998 sah der Autor ein Vielfaches mehr an Schriftfarnstöcken als in über 10 Jahren Kartierarbeit im Saarland.

In der Roten Liste des Saarlandes ist der Schriftfarn in die Gefährdungskategorie "3, Gefährdet" eingestuft. Da die meisten Bestände an Mauern vorkommen, ist für sie das Risiko der "direkten oder indirekten, absehbaren menschlichen Einwirkung" vorhanden.

OBERDORFER (1994) sieht im Schriftfarn eine mediterran-submediterran(-sub-atlantisch) verbreitete Art. In Mitteleuropa kommt ausschließlich die tetraploide Sippe Asplenium ceterach ssp. ceterach vor. Diese stammt von der diploiden Sippe Asplenium ceterach ssp. bivalens ab, die in Europa nur im Mediterrangebiet vorkommt und mit den Pflanzen der dort häufig vorkommenden tetraploiden Sippe Hybriden bildet.

Das große Wärmebedürfnis der diploiden Sippe scheint unbestritten. Anders verhält es sich mit Asplenium ceterach ssp. ceterach. Diese Sippe ist durchaus nicht auf Weinbauklimate angewiesen sondern kommt sogar noch in Irland und Großbritannien vor. M. Schichtel (Dudweiler) sah den Schriftfarn 1979 bei einem Besuch in Fort William an der schottischen Westküste. Der Schriftfarn kann also auch an Stellen vorkommen, an denen Wachstum- und Reifedefizite aus mäßig warmen Sommern, durch eine Verlängerung der Vegetationsperiode in atlantisch abgemilderten Winterminima ausgeglichen werden können.

Bild 2: Der Fundort in den Saarterrassen Burbach

Literatur: 

Haffner, P. (1988): Geobotanische Untersuchungen im Saar-Mosel-Raum. - Abh. DELATTINIA 18: 383 S., Saarbrücken.
Sauer, E. (1993): Die Gefäßpflanzen des Saarlandes mit Verbreitungskarten. - Aus Natur und Landschaft, im Saarland Sonderband 5, 708 S., Saarbrücken. OBERDORFER, E. (1994): Pflanzensoziologische Exkursionsflora - 7. Aufl. 1050 S., Stuttgart.

Autor(en): 

Franz-Josef Weicherding

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