Delattinia News

Der Behaarte Arznei-Thymian (Thymus pulegioides ssp. carniolicus = Th. froelichianus) am Hofberg, neu für das Saarland

Datum: 

24.05.2004

Ort: 

Hofberg bei Reitscheid

 

Thymiane gelten als schwer bestimmbar, der Behaarte Arznei-Thymian macht da aber eine Ausnahme. Alle oberirdischen Pflanzenteile sind lang abstehend behaart (-->Foto), so dass das Taxon auch in nichtblühendem Zustand gut ansprechbar ist (Foto, Vergleich mit Th. p. ssp. pulegioides).
Es kommt auf Vulkanit-Felsgrusfluren im Truppenübungsplatz Baumholder an zahlreichen Stellen vor und bevorzugt dort den regenärmeren, kontinentaler geprägten Nordostteil des Platzes.
Die Hoffnung, die Sippe auch im Saarland zu finden, wurde am 24.5.2004 erfüllt. Im Sukzessions-Mosaik der vorderen Hofberg-Kuppe NW Reitscheid (6409/3) sind noch zahlreiche bodenoffene Stellen zu finden, an denen letztes Jahr das Bewimperte Sternlebermoos (Riccia ciliata) neu nachgewiesen werden konnte (vgl. News-Beitrag 2003). Wenige Meter davon entfernt fand ich jetzt neun Rasen des Behaarten Arznei-Thymians. Am Fundort werden mittelfristig Pflegemaßnahmen notwendig.
Thymus pulegioides ssp. carniolicus ist in Deutschland sehr lückenhaft verbreitet (Verbreitungskarte) und auf die felsreichen Mittelgebirge des Südens beschränkt. Die größte Fundortdichte gibt es in Baden-Württemberg (Schwäbische Alb, Baar, Hegau, Ostschwarzwald und Kaiserstuhl); in Rheinland-Pfalz gibt es außerhalb der Baumholderer Platte nur isolierte Einzelvorkommen.

Autor(en): 

S. Caspari

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Ajuga genevensis am Hofberg

Datum: 

24.05.2004

Ort: 

Hofberg bei Reitscheid

Der Genfer Günsel (Ajuga genevensis) (-->Portraitfoto) wurde am Hofberg bei Reitscheid (6409/3) erstmals nach Pflegemaßnahmen im Jahre 2002 festgestellt (vgl. News-Beitrag 2002 ).
Bei einer Kontrolle des Vorkommens am 24.5.2004 wurden 148 Blühsprosse gezählt. Es ist immer noch auf den Bereich der Pflegemaßnahme beschränkt, hat sich aber deutlich positiv entwickelt.

Autor(en): 

S. Caspari

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Große Feldgrillenkolonie (Gryllus campestris) bei Bethingen entdeckt

Datum: 

21.05.2004

Ort: 

Bethingen

Am Freitag den 21. Mai 2004 musste ich im Tal des Salzbachs bei Bethingen die angenehme Kühle meines klimatisierten Wagens verlassen um meinem Beruf als ökologischer Gutachter nachzugehen. Beim Verlassen des Autos (und nach Abschalten der Musik) schlug mir nicht nur die Mittagshitze eines sonnigen Tages entgegen, sondern ich stand unversehens inmitten eines gewaltigen Zirpkonzertes, das den gesamten Talraum erfüllte. Eine Feldgrillenkolonie!

Die Detailkartierung am darauffolgenden Montagabend ergab folgendes Verbreitungsbild der Kolonie:

Der Schwerpunkt der Kolonie mit den höchsten Siedlungsdichten befindet sich auf der Talsohle des Salzbachs im Bereich der Ortschaft Bethingen. Aber auch die steilen Nordhänge, soweit sie noch im Buntsandstein liegen, sind dicht besiedelt. Der Muschelkalk wird jedoch gemieden.
Ähnliche Beobachtungen konnten wir bei den Kartierarbeiten zum Atlas der Heuschrecken des Saarlandes (DORDA, MAAS & STAUDT 1996) mehrfach machen: Die Grillenkolonien des Buntsandstein dehnen sich im Westsaarland nicht in die unmittelbar darüberliegenden Muschelkalkhänge aus. Im Südostsaarland dagegen fast ein gegenläufiges Phänomen: Fast das gesamte Muschelkalkgebiet ist besiedelt, die hangabwärts liegenden und angrenzenden Buntsandsteinbereiche sind dagegen grillenfrei.
Die Grillenkolonie bei Bethingen zeigt nun (s. Karte) ein differenziertes Verhalten: In Richtung Wehingen werden auch die als Grünland genutzten Muschelkalkbereiche besiedelt! Jedoch ist die Populationsdichte dort sicherlich um den Faktor 10 geringer als im Buntsandstein. Der gesamte besiedelte Bereich des Muschelkalks im Salzbachtal ist steil- und südexponiert, d.h. nur bei sehr extremen Standortbedingung (wahrscheinlich vor allem bezüglich des Faktors Wärme) sind Flächen im Naturraum Saar-Nied-Gau für die Feldgrille überhaupt besiedelbar. Die Kolonie im Tal des Salzbachs steht mit einer Kolonie im Tal des Tünsdorfer Baches (der in den Salzbach mündet) in Kontakt, die wiederum mit den bereits bekannten Kolonien bei Nohn und Dreisbach verbunden sein dürften. Details zu diesen Kolonien sind mir aber nicht bekannt.

Autor(en): 

A. Staudt

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Die Bergzikade (Cicadetta montana) in diesem Jahr ungewöhnlich häufig in der Badstube bei Blieskastel/Mimbach

Datum: 

21.05.2004

Foto: Steffen Caspari

Immer schon wurden in der Mimbacher Badstube Singzikaden beobachtet. In diesem Jahr scheinen sie allerdings dort ungewöhnlich häufig zu sein. Am 21.5. sah ich 4 frisch geschlüpfte (noch unausgefärbte) Tiere, 2 Erwachsene und über 100 Exuvien. Teilweise hingen 10 - 15 Exuvien auf 1 m² an den Pflanzen. Wohlgemerkt: Ich habe nichtgezielt gesucht, alles waren nur Zufallsbeobachtungen. Die tatsächliche Anzahl muss bei weit über 1000 Tieren liegen. Aloys Staudt beschäftigt sich mit dieser interessanten Gruppe.
(Rainer Ulrich)

Hierzu schreibt Aloysius Staudt:
Ich habe noch niemals solche Populationsdichten beobachtet. In einem Lebensraum von der Große der Badstube habe ich höchstens mal 50-100 Exemplare geschätzt.

Am 12.07.2002 hatte ich, da der Eindruck bestand, dass es sich um ein besonders gutes Jahr für Bergzikaden handele, im NSG "Guldenfeld" bei Habkirchen alle Exuvien eingesammelt, die ich finden konnte (Nebenstehend die "Jagdstrecke" vom Guldenfeld).

Auch wenn man berücksichtigt, dass das Guldenfeld im Vergleich zur Badstube ein sehr unübersichtlicher Trockenhang ist, und die gefundenen Exuvien damit nur die "Spitze des Eisbergs" repräsentieren, muss die Individuendichte doch um eine Größenordnung geringer gewesen sein, als die die Rainer Ulrich nun in der Badstube beobachtet hat.

Autor(en): 

Rainer Ulrich

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